Melanie Litta hat sich erfolgreich für das erste APC-Forschungsstipendium beworben. In ihrer Masterarbeit setzt sie sich in den kommenden Monaten mit einem äußerst spannenden Thema auseinander:
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Gründung des modernen Staates Israel (1945 bis 1948) wurde Österreich kurzzeitig zu einem Transitland, in dem zahlreiche sogenannte Displaced Persons (DPs) temporär Aufenthalt fanden. In der amerikanischen Besatzungszone (ABZ) entstanden ab Herbst 1945 eigens für jüdische Überlebende bereitgestellte Lager. Als gänzlich heterogene Gruppe lebten und organisierten sie dort ihren Alltag hauptsächlich in Selbstverwaltung. Auch in und um die Stadt Salzburg befanden sich solche Orte.
Die Masterarbeit soll sich mit Selbstverständnis- und Identitätskonzepten von jüdischen Überlebenden beschäftigen, die sich in der amerikanischen Besatzungszone von 1945 bis 1948 aufhielten. Anhand von drei ausgewählten Autobiographien sollen erinnerungskulturelle Praktiken der jüdischen Überlebenden sowie deren Einfluss auf neue jüdische Selbstverständnisse post-Shoah thematisiert werden. Das in der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung (memory studies) formulierte Wechselverhältnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft spielte dabei eine bedeutende Rolle. Auf die Frage danach, welchen Einfluss ein explizit jüdisches Gedächtnis auf neue Selbstverständnis- und Identitätskonzepte der jüdischen Überlebenden hatte, soll die Masterarbeit Antworten liefern. Dadurch können kulturhistorisch sowohl vertiefende Erkenntnisse über die Lebenswelten der jüdischen Überlebenden in der zweiten Hälfte der 1940er Jahren gewonnen als auch ein Beitrag zur neueren Gedächtnisforschung im Kontext jüdischer Kulturgeschichte geleistet werden.