Virtuelle Wanderung 2020

Prelude

Die jährliche APC-Wanderung beginnt eigentlich beim Krimmler Tauernhaus. Bei der Vorbereitungswanderung für die virtuelle Gedenkwanderung hat aber ein Teil unseres Vorstands den Weg bereits bei der ersten APC-Pyramide in der Ortschaft Krimml gestartet. Diese Wegverlängerung können wir für individuelle Touren nur empfehlen, denn man kommt dabei auch an den atemberaubenden Krimmler Wasserfällen vorbei.

Erste Station unserer virtuellen Wanderung

Die jährliche APC-Gedenkwanderung über die Krimmler Tauern muss heuer Corona-bedingt leider entfallen. Um Ihnen dennoch einen Eindruck von der Route zu vermitteln, führt Sie das APC-Team virtuell in das Gebirge. Robert Obermair, Zeithistoriker und APC-Vorsitzender, begrüßt Sie beim Krimmler Tauernhaus. Dort startet die eintägige Gedenkwanderung auf den über 2.600 Meter hohen Tauernpass.

 

Der erste Teil der Wanderung geht noch relativ flach dahin.
Der Weg ist recht gut beschildert, also auch für Individualwanderungen gut begehbar.

 

Zweite Station: Hain der Flucht

Die APC-Wanderung führt vom Krimmler Tauernhaus weiter hinauf in das Achental. Die Erinnerungs-Pyramiden führen zum Hain der Flucht. Wie uns Bettina Reiter vom APC-Vorstandsteam im Video erläutert, ist der Hain der Flucht allen Menschen auf der Flucht gewidmet. Ein Prisma, zwei Natursteine und 49 Bäume präsentieren, ehren und verbinden die 1947 Geflüchteten, gegenwärtig Flüchtende, Aktivist*innen und Personen, die sich mit ihnen solidarisieren.

 

Nach einem kurzen Eintrag in das Erinnerungsbuch im Hain der Flucht geht es weiter.

 

Dritte Station: Windbachalm

Über dem Hain der Flucht führt der historische Fluchtweg der Juden und Jüdinnen von 1947 steil hinauf in ein Seitental des Achentals, in das Windbachtal. Die Windbachalm ist der letzte Ort vor dem hohen, verschneiten Tauern-Pass. Bei der jährlichen APC-Wanderungen kommen hier Menschen zu Wort, die selbst flüchten mussten. Matthias Schreckeis vom APC-Team informiert.

Über unseren Schwesterverein „APC-Help“ können soziale Projekte für Geflüchtete in Österreich unterstützt werden. Jeder Beitrag ist wichtig. Die Spenden sind steuerlich absetzbar.

 

Nach der Windbachalm wird der Weg zunehmend steiler. Man sieht bereits die schneebedeckten Höhen.
In der letzten Stunde bis zum Pass liegt noch fast durchgehend Schnee.

 

Vierter Stop: Oben am Pass

Auf 2.634 Meter Seehöhe überquerten die jüdischen Geflüchteten 1947 die Grenze von Österreich nach Italien. Der Krimmler Tauernpass ist die höchste Stelle der Gedenkwanderung. Hier, wo in anderen Jahren rund 250 Teilnehmer*innen ihren Abstieg in Richtung des Südtiroler Ortes Kasern beginnen, muss das APC-Team bei der virtuellen Wanderung kehrt machen. Die Grenze ist Corona-bedingt noch geschlossen. Kay-Michael Dankl vom wissenschaftlichen Beirat von APC vermittelt einen Eindruck von vor Ort.

 

Zumindest ein Blick nach Italien geht sich aus.
Nach einer kurzen Rast geht es wieder weiter.

Letzte Station: Abstieg

Beim Abstieg zurück in das Windbachtal informiert Antonia Winsauer vom APC-Vorstand über ein neues Projekt: Um den Jahresschwerpunkt „Im Schatten der Berge. Antisemitismus gestern und heute“ trotz Corona zugänglich zu machen, gibt das APC erstmals die Zeitschrift „Alpendistel. Magazin für antifaschistische Gedenkkultur“ heraus. Sie erscheint ab nun jährlich im Juni. APC-Mitglieder bekommen das Magazin kostenfrei zugeschickt

 

Anders als in den anderen Jahren geht es heuer auf Grund der Covid19-Beschränkungen wieder den selben Weg zurück und nicht nach Südtirol/Alto Adige.
Wir hoffen, euch hat unsere virtuelle Gedenkwanderung gefallen. Wir freuen uns schon darauf, nächstes Jahr wieder gemeinsam tatsächlich in Krimml vor Ort zu sein. In der Zwischenzeit wünschen wir auf jeden Fall schon eine spannende Lektüre der Alpendistel!
Eine Sache noch zum Schluss: Unser Verein arbeitet rein ehrenamtlich. Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr unsere Arbeit unterstützt, in dem ihr Vereinsmitglieder werdet oder für unseren Verein spendet.

2020 ist alles anders. Wege des Gedenkens auf ungewohnten Pfaden

Ein Logbuch-Eintrag von Antonia Winsauer

APC-Basislager und Anstieg
Seit der Vorstandssitzung im September 2019 und der Übergabe des Vereins durch den bisherigen APC-Vorstand an uns, hatten wir darauf hingefiebert und hingearbeitet: die erste APC-Gedenkwanderung und das Dialogforum am letzten Juniwochenende 2020, die von uns als neuer Vereinsvorstand vorbereitet, organisiert und durchgeführt werden sollten. Schnell stand mit „Im Schatten der Berge. Antisemitismus gestern und heute“ ein (leider immer noch) aktuelles Schwerpunktthema fest, schnell konnten auch wir auf bewährte und geschätzte Unterstützung zählen: In Krimml allen voran von Andrea Mair, in Israel vor allem von Gal Talit, und in Wien standen uns Ernst Löschner und andere Mitglieder des bisherigen APC-Vorstands sowie die ehemalige Geschäftsführerin bei sämtlichen Fragen bezüglich Organisation zur Seite, und schon bald hatte Michael Kerbler auch für 2020 als Moderator der Dialogveranstaltung zugesagt. Ein spannendes FestrednerInnen-Quartett für die Dialogveranstaltung ließ nicht lange auf sich warten, und zudem durfte sich Alpine Peace Crossing erstmals über eine interessante Kooperation mit dem Forum Alpbach freuen.

Von Nebelfeldern und dem Finden neuer Gedenk-Wege
Und dann das: Covid-19 breitete sich über dem Erdball aus, wurde zur Pandemie erklärt, es kam zum Lockdown. Das Stattfinden des alljährlichen APC-Höhepunkts in Krimml sowie der bereits fixierten Auftaktveranstaltungen, die im April in Salzburg, Graz und Wien stattfinden sollten, befand sich zuerst wenige Wochen in Schwebe. Dann mussten wir vom APC-Vorstandsteam schweren Herzens einsehen, dass eine Absage – nicht zuletzt auf Grund der gesetzlichen Lage – unumgänglich war.
Nun standen wir von der Frage: Wie kann im Jahr 2020 der tausenden Juden und Jüdinnen, die 1947 über die Krimmler Tauern geflüchtet waren, gedacht werden, wenn das Alpine Peace Crossing nicht in gewohnter Form stattfinden kann? Einfach ein Jahr aussetzen kam für uns nicht infrage, also mussten wir alternative Wege des Gedenkens finden. Mit dem Vortrag des Hamburger Historikers Florian Schubert über Antisemitismus im Fußball konnten wir eine der geplanten Auftaktveranstaltungen zu einer Online-Veranstaltung umfunktionieren, und die wohl nachhaltigste Antwort auf diese Frage liegt in Form unserer neuen Alpendistel – Magazin für antifaschistische Gedenkkultur vor Ihnen. Dank tatkräftiger Unterstützung unserer AutorInnen sowie unserer Grafikerin, und vielleicht auch mit einer kleinen Portion Glück, wurde es rechtzeitig zum APC-Wochenende Ende Juni fertig. Stachelig, wie es Disteln nun mal sind, ist auch unsere Alpendistel und soll von nun an ein Mal im Jahr problematische Gedenkformen aufzeigen, gesellschaftliche Muster durchbrechen, neugedacht gedenken, erinnern, und zum Handeln anregen. Jedes Jahr mit einem neuen Schwerpunktthema. Aber (gedenk-)wandern wollten wir trotzdem.

Von Schneefeldern und einem nicht überquerten Pass
Also starteten wir als APC-Kernteam am Freitag, den 12. Juni, aus Salzburg, Graz und Wien Richtung Pinzgau, bezogen unser Quartier im Krimmler Tauernhaus und brachen am Samstagmorgen auf, um ein Stück der historischen Fluchtroute zu gehen. Über den Hain der Flucht im Achental ging es entlang von Wasserfällen zur Windbachalm, nach kurzer Stärkung ging es weiter, es wurden Bäche und Schneefelder überquert, der Weg steiler und beschwerlicher, es wurden die Schneefelder größer, die Hänge steiler, die weidenden Schafsherden jedoch nicht kleiner. Am frühen Nachmittag erreichten wir den Krimmler Tauernpass, wo wir nach einem kurzen Blick ins verschneite Südtirol kehrtmachen mussten – die Grenze nach Italien sollte erst wenige Tage später wieder öffnen. Wieder ging es über kleiner werdende Schneefelder und plätschernde Bäche entlang der APC-Friedenspyramiden talwärts, und gegen Abend erreichten wir unser Höhenlager Tauernhaus.