Rückblick 2022

Letztes Wochenende fanden unsere alljährlichen Gedenkveranstaltungen im Pinzgau statt.

Auftakt bildete am Freitag, dem 1. Juli 2022, die Gedenkfeier zu „75 Jahre Flucht über den Krimmler Tauern“ in Saalfelden an der Gedenkstätte vor dem ehemaligen DP-Lager Givat Avoda, der heutigen Anton-Wallner-Kaserne. Wir gedachten dabei der tausenden Jüdinnen*Juden, die nach 1945 vor antisemitischen Anfeindungen aus dem Osten Europas fliehend Richtung Eretz Israel einige Zeit in Saalfelden verbrachten, bevor sie sich dann mit Hilfe der jüdischen Fluchthilfeorganisation Bricha auf den beschwerlichen Weg über den Krimmler Tauern nach Südtirol machten, um dort die italienischen Mittelmeerhäfen anzusteuern, weiter mit dem Ziel ihrer langen Reise vor Augen, das heutige Israel.

Zahlreiche internationale Interessierte, darunter auch Zeitzeug*innen und deren Nachkommen, die extra angereist waren, konnten die sehr bescheidenen Wetterverhältnisse nicht abhalten, an unserer Gedenkfeier teilzunehmen. Grußworte sprachen neben Vertreter*innen von APC der Botschafter des Staates Israel in Österreich, Mordechai Rodgold, der Bürgermeister der Gemeinde Saalfelden Erich Rohrmoser (SPÖ), Benjamin Nägele als Generalsekretär der IKG sowie der Kommandant der Anton-Wallner-Kaserne, Jörg Rodewald. Mittelpunkt der Veranstaltung bildete der Vortrag der Zeithistorikerin Isolde Vogel von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften über Antisemitismus aktuell, bereichernde Worte kamen auch von Rami Litani, dem Sohn eines Soldaten der Jewish Brigade, der vom Leben seines Vaters und seinem eigenen Engagement für die Bricha Heritage Association berichtete. Uns von Alpine Peace Crossing freute es auch besonders, dass Moshe Frumin, der als Kind etwa ein Jahr im DP-Lager Givat Avoda verbrachte, nach der Enthüllung seiner Skulptur „Lyra des König David“ im letzten Jahr noch einmal mit seiner Familie nach Saalfelden gekommen ist, um ein paar Worte zu sprechen und an der spannenden Führung von Ernst Trybula über das Gelände des ehemaligen DP-Lagers teilzunehmen.

Ein großer Dank gilt an dieser Stelle auch der Schüler*innengruppe aus dem Bundesgymnasium Saalfelden sowie deren Lehrer Rupert Ehrenfellner, die verstärkt mit Matthias Schreckeis aus unserem Team die Veranstaltung musikalisch begleiteten.

Samstag, 2.7.2022: Dialogforum zum diesjährigen APC-Themenschwerpunkt „Kein ruhiges Hinterland – Widerstand in den Bergen“ (VS Krimml)

Nach der Begrüßung durch APC und Grußworten des Krimmler Bürgermeisters Erich Czerny (ÖVP) leitete Moderator Michael Kerbler in das Thema Widerstand ein, danach folgten spannende Vorträge von der Historikerin und Literaturwissenschafterin Judith Goetz sowie der Bundesvorsitzenden des KZ-Verbandes Dagmar Schindler. Judith Goetz stellte in ihrem Referat unter anderem verschiedene Formen des Widerstands vor und gab Einblick in die wissenschaftliche Seite der Thematik, Dagmar Schindler berichtete von ihrer aktivistischen Arbeit, machte einen Rückblick auf Widerstand im Österreich des 20. Jahrhunderts und beleuchtete Umgang mit und Erinnerung an politischen Widerstand in Österreich.

Nach der Pause gab es zunächst zwei Videoeinspielungen, von denen besonders der Ausschnitt aus dem Film „The Illegals“ von 1947 Interesse bei den Zuschauer*innen weckte. Das Thema Widerstand wurde in der Podiumsdiskussion von Judith Goetz, Dagmar Schindler und Robert Obermair aus unserem APC-Team fortgeführt, es gab auch einzelne Wortmeldungen aus dem Publikum.

Abschluss fand das Dialogforum mit der von Ehrenpräsident Ernst Löschner durchgeführten Verleihung des APC-Friedenspreises an Peter de Bruin sowie Uzi und Gal Talit (Genaueres bitte der Alpendistel entnehmen).

Besonderer Dank gilt Kay-Michael Dankl, Koordinator des Wissenschaftlichen Beirats unseres Vereins, für die beeindruckende Simultanübersetzung des gesamten Dialogforums, wodurch auch unsere vielen internationalen Gäste aus u.a. Australien, Kanada, Israel und den USA dessen Inhalt folgen konnten. Ebenfalls Dank gebührt Harald Werber und Thomas Huber vom Musischen Gymnasium Salzburg, die mit einer Schulklasse das Dialogforum musikalisch umrahmten und auch am Folgetag an der Gedenkwanderung über den Krimmler Tauern teilnahmen.

 

Sonntag, 3.7.2022: Alpine Peace Crossing / Gedenkwanderung über den Krimmler Tauern

Rund 250 Teilnehmer*innen wurden von den Tauerntaxi-Shuttles zum Ausgangspunkt unserer jährlichen Gedenkwanderung, dem Krimmler Tauernhaus auf 1622 Metern Seehöhe gebracht. Nach der Begrüßung der Wanderer*innen durch Robert Obermair und Ernst Löschner von APC, Botschafter Mordechai Rodgold, der auch heuer wieder gemeinsam mit seiner Frau Céline Rodgold an der Wanderung teilnahm, und dem Wirt des Tauernhauses, Friedl Geisler, ging es bei bestem Wanderwetter los, entlang des Krimmler Achentals zur Windbachalm, weiter zur Friedenspyramide am Talschluss, die Umkehrpunkt für einige Teilnehmer*innen bildete und wo wir vom APC-Team den dritten und letzten Input zur historischen Flucht von 1947 gaben. Der Rest der Teilnehmer*innen, etwa 140, wanderte weiter entlang der historischen Fluchtroute über den Krimmler Tauernpass ins italienische Ahrntal, wo trotz erschöpfter Beine das reiche Buffet gestürmt wurde.

Besonders in Erinnerung wird wohl die Begegnung mit dem Team der südtiroler Straßenzeitung zebra am Krimmler Tauern bleiben, die uns entgegenwanderten.

Für den herzlichen Empfang und das reichhaltige Buffet möchten wir uns bei den Bürgermeistern Helmut Klammer (Gemeinde Ahrntal, SVP) und Robert Steger (Gemeinde Prettau, SVP) herzlich bedanken.

Vielen Dank auch für den musikalischen Empfang unserer APC-Teilnehmer*innen in Kasern an Elfriede Hallama und Karl Kogler!

Größter Dank gilt dem Team des Tourismusverbands Krimml, allen voran Andrea Mair, ohne deren maßgeblicher Hilfe die Organisation unserer Veranstaltungen nicht möglich wäre.

Wir vom APC-Team blicken auf drei wunderbare Veranstaltungstage und schöne Begegnungen im Pinzgau zurück, genießen nun ein paar ruhigere Wochen im Sommer und machen uns dann schon bald an die Planung der nächstjährigen Gedenkveranstaltungen sowie unseres Magazins Alpendistel – beide werden unter dem Motto „Berge als Brücken – Fluchtspuren von Opfern und Täter*innen“ stehen.

Anmeldestart für das Alpine Peace Crossing 2023 wird im Februar 2023 sein, das Datum wird im kommenden Herbst bekanntgegeben.